line, step, phrase
für Akkordeon und Streichtrio (2005, ~40')UA: Auftrag des Minoriten Kulturzentrums
Karin Küstner, Akkordeon
Trio EIS (Ivana Pristasova, Violine; Petra Ackermann, Viola; Roland Schueler, Cello)
Graz, Minoritensaal, 2006-11-29
Klangbeispiele
UAWerkbeschreibung
Was bleibt übrig, wenn man das Element des motivischen Zusammenhangs in tonaler Musik
fallen lässt und gewohnte harmonische Wendungen in ihre Bestandteile auflöst?
Phrasenbildungen mit einfachen rhythmischen Modellen innerhalb eines 9-tönigen – Anklänge
an Tonalität gleichsam als Nebeneffekt hervorrufenden – Modus sind die Charakteristika
der hier verwendeten strukturerzeugenden Computeralgorithmen.
Verschiedene Formteile entstanden als Resultat von experimentell ermittelten Parametern
in verschiedenen Varianten dieser Algorithmen.
Kein vermeintliches melodisches Motiv hat dabei eine irgendeine verbindende Funktion
– die Gemeinsamkeit aller Formteile bilden, neben dem erwähnten harmonischen Aspekt,
zwei steuerungstechnische Prinzipien: ein Fugato von Einsatzwahrscheinlichkeiten in zwei
Schichten (zumeist Akkordeon versus Streicher), das die Wahrnehmung von Phrasen als
grundlegende Gestalten zur Folge hat und Richtungsverläufe, die sich an Sinuskurven
und Zufallsfunktionen orientieren (random walks). Die konkreten Einzelstimmen ergeben
sich schließlich aus Suchalgorithmen, die die Vorgaben des Modus, der globalen
Richtungsverläufe und verschiedene logische Beschränkungen, insbesondere in Bezug auf
Wiederholung bzw. Nichtwiederholung und die Vermeidung von Oktaven und Primen berücksichtigen.
Einfache Permutations- und Zufallssteuerungen regeln wenige Spieltechniken in den Streichern
sowie Crescendi und Decrescendi – diese Steuerungstypen sind je nach Formteil frei gewählt.
Formale Entwicklungen über einen längeren Zeitraum werden zusätzlich durch die statistische
Gewichtung von Homophonie/Polyphonie und legato/non-legato gesteuert.